Rezension: Dokumentarfilm “New Europe” (von: Michael Palin, 2007)

In der Folge wird sich auseinandergesetzt mit der Doku “New Europe”, die den 6- monatigen Reiseverlauf des britischen Schauspielers und Journalisten Michael Palin in Osteuropa wiedergibt und 2007 für BBC 1 produziert wurde. Im ersten Teil des Filmes, besuchte er die Länder Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien und Albanien. Nach eigener Angabe, ging es ihm bei dieser Reise darum, mit den osteuropäischen Vorurteilen von Seiten Westeuropas zu brechen und zu zeigen, dass diese Länder nicht so anders sind wie westeuropäische Länder und so das Konzept von „Uns“ und „Ihnen“ abgeschafft werden muss. Er wünscht sich ein gemeinsames, vereinigtes Europa und wollte mit diesem Film „New Europe“, wie er Osteuropa bezeichnet, die Möglichkeit geben für sich selbst zu sprechen und sich darzustellen.[1]

Im Hinblick auf dieses Medium, muss man wissen, dass Dokumentarfilme nicht die Wahrheit zeigen, sondern nur Konstrukte der Vergangenheit, die der Zuschauer akzeptieren oder ablehnen kann, und die stets unvollständig sind, sind.[2] Michael Palin führt den Zuschauer durch diese Doku, die über Krieg und Frieden handelt. Es gibt keine  voice-over in diesem Film, sondern Michael Palin führt Interviews mit den Leuten, die er auf seiner Reise trifft, und lässt sie frei reden. Bei diesen Leuten, handelt es sich um gewöhnliche Personen, die aus den unterschiedlichen Ländern kommen. So gibt es also in diesem Film keine Meistererzählung. Er verwendet als historische Quellen: Videos (aber nur selten), die Architektur (wie z.B. Gebäude, Brücken, Orte), die Landschaft, die Kultur (z.B. die Religion, Discos, Tanzen), aber auch die Speisen und die Getränke, die mündlichen Erzählungen, die Musik (einerseits als Quelle, dient aber auch als Hintergrundmusik, um die Geschichte emotionaler zu machen). Was einem auffällt, wenn man sich diesen Film anschaut ist, dass Palin nicht wie ein Historiker, aber auch nicht wie ein Journalist agiert, da er die Fakten nicht interpretiert und erklärt und alles, was er erfährt, uns direkt darlegt, so dass es an den Zuschauern liegt, das Gehörte  und das Gesehene zu interpretieren. Er legt eine ethnographische Herangehensweise an den Tag, d.h. er ist kein distanzierter Beobachter, sondern ein teilnehmender Beobachter, der an diesem Leben in anderen Ländern teilnimmt, indem er z.B. mit diesen Personen, die er kennenlernt, zusammen isst oder betet. Er fügt sich also in die verschiedenen Gesellschaften, denen er begegnet, ein und profitiert von deren Gastfreundschaft ihm gegenüber. Durch diese Herangehensweise bekommt er einen anderen Einblick in das osteuropäische Leben und erfährt Sachen, die in er aus einer distanzierten Betrachtung, nicht erfahren hätte,  z.B. da das Teilen von Erinnerungen und Ideen eine soziale Tätigkeit ist, die normalerweise am Tisch stattfindet, erfährt Palin beim Essen mehr als wenn das Interview auf neutralem Boden stattgefunden hätte. Nach de Groot ist Empathie gegenüber den dargestellten Personen auch ein wichtiger Faktor innerhalb einer Doku, da so ein größeres Publikum angezogen werden kann.[3] Diese Idee findet man auch in diesem Film wieder, so zeigt Palin dem Zuschauer gewöhnliche Menschen, die aus ihren Erfahrungen erzählen und mit denen man sich identifizieren kann. So ist es möglich eine Verbindung zwischen dem Zuschauer und der Vergangenheit herzustellen.

 

[1] PALIN, Michael, Introduction. Welcome to New Europe (09/2007), in: New Europe. Palin’s travels, URL: http://palinstravels.co.uk/static-207-15 (Stand: 09/11/2014).

[2] DE GROOT, Jerome, Consuming History. Historians and heritage in contemporary popular culture, London / New York 2009, S. 149.

[3] DE GROOT, Consuming, S. 159.

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